Chronik der Bereitschaft Sande

Wann genau das Rote Kreuz in der Gemeinde Sande ansässig wurde, lässt sich aus heutiger Sicht nicht mehr genau feststellen. Bekannt ist, dass schon während des 2. Weltkrieges ein sogenanntes „Rotkreuzzimmer“ in der Gemeinde Sande betrieben wurde. Wie es zu Kriegszeiten häufiger war, wurde auch dieser Stützpunkt von Sander Bürgerinnen betrieben: Martha Schnittger, Emma Wessels und Frau Köthe betrieben den Hilfsdienst in damaliger Zeit. Nach dem Krieg fanden sich dann weitere Helfer, die sich für das Rote Kreuz einsetzten. In den sechziger Jahren hob der Lehrer Karl-Heinz Plogstieg das Jugendrotkreuz aus der Taufe: In dieser Zeit wurden Jugendliche an die Belange des Roten Kreuzes herangeführt.  

Mit der Gründung der Jugendgruppe waren die Wurzeln für die Bereitschaft in Sande gelegt, so dass die Bereitschaft Sande erstmalig im Jahre 1968 zusammentrat und ihren Dienst aufnahm. Die Dienstaufnahme war auch zwingend geboten, da für die Versorgung von Unfallopfern eine nur unzureichende Kapazität zur Verfügung stand. Die Sanitätsbereitschaft in Sande, die in ihren Anfängen aus sechs Helfern bestand, kümmerte sich um den Transport von Verletzten zum Landeskrankenhaus (heute Nordwest Krankenhaus) in Sanderbusch. Der Krankenwagen wurde damals (1967/1968) dem DRK Kreisverband Jeverland an den Wochenenden vom DRK Kreisverband Wilhelmshaven gestellt.  Die Helfer der Sanitätsbereitschaft selbst waren in den Kellerräumen der Orthopädischen Klinik untergebracht.

Im Frühjahr 1969 bekam der DRK-Kreisverband Jeverland dann einen eigenen Rettungswagen, der nach Abschluss der Badesaison in Sande stationiert und an den Wochenenden von Sander Bereitschaftsmitgliedern ehrenamtlich besetzt und betrieben wurde.

Im Herbst 1970 konnte dann das DRK-Ausbildungszentrum in Sanderbusch in Betrieb genommen werden. Von nun an standen der DRK-Bereitschaft Räume zur Verfügung, die für den Dienst und die Ausbildung genutzt wurden; diese Räumlichkeiten stehen auch heute noch zur Verfügung, um das Ehrenamt auf die anspruchsvollen Tätigkeiten im Sanitätsdienst vorzubereiten. 1971 entstand aus dem ehrenamtlichen Rettungsdienst dann der hauptberufliche DRK Rettungsdienst Friesland, in dem die ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen aller DRK-Bereitschaften in Friesland unterstützend tätig waren.

Im Jahre 1972 bekam die auf mittlerweile 18 Mitglieder angewachsene DRK-Bereitschaft vom Landkreis Friesland den Auftrag, im Rahmen des Katastrophenschutzes einen Krankentransportzug
aufzubauen, der durch eine strukturelle Umgliederung ab 1980 den Aufgabenbereich eines Sanitätszuges übernahm. 1979 erfolgte die Anschaffung eines VW-Bus als Mannschaftstransportwagen vom DRK Kreisverband Jeverland sowie die Übergabe eines Krankenwagens mit Allradantrieb zum gleichzeitigen Transport von vier Verletzten. Letzteres Fahrzeug wurde vom Landkreis Friesland zur Verfügung gestellt. Durch die Spende eines örtlichen Geldinstitutes war es dann möglich, einen Anhänger anzuschaffen, um das benötigte Sanitätsmaterial für den Sanitätszug zu transportieren.

Durch den Bau der Bundesautobahn 29 von Wilhelmshaven - Oldenburg entstand am Ortsrand von Sande ein Baggersee, der auch heute noch als Badesee genutzt wird. Die Bereitschaft Sande wurde im Jahr 1983 von der Gemeinde zur Sicherstellung des Sanitäts- und Wasserwachtdienstes verpflichtet. Hierzu war es nötig, Rettungsschwimmer in Zusammenarbeit mit der Wasserwacht Wilhelmshaven auszubilden, die dann erstmals 1983 ihren Dienst am Sander See versahen.

1989 ging dann ein lang gehegter Wunsch durch die Unterstützung des Nordwest Krankenhauses Sanderbusch und des Landkreises Friesland in Erfüllung, als eine alte Großraumgarage auf dem Krankenhausgelände des Nordwest Krankenhauses umgebaut und der DRK-Bereitschaft Sande übergeben wurde. Nunmehr konnte die DRK-Bereitschaft Sande ihre Fahrzeuge und Material geschützt vor Wind und Wetter besser unterstellen. Ferner konnte die neu geschaffene Garage für größere Übungen benutzt werden, die dann auch wetterunabhängig stattfinden konnten.

Die DRK-Bereitschaft Sande hat seit ihrer Gründung immer wieder neue Impulse in der Notfallmedizinischen Versorgung gesetzt. Dies zeigte sich in den späten sechziger und siebziger Jahren in der Durchführung eines ehrenamtlichen, örtlichen Rettungsdienstes und in den achtziger Jahren mit der Übernahme von Katastrophenschutzaufgaben.

Die Bereitschaft, neue Wege zu gehen, zeigte sich erneut ab Mitte der neunziger Jahre, als die DRK-Bereitschaft Sande als eine der ersten Einheiten in Norddeutschland eine Schnelleinsatzgruppe aufstellte. Seit der Gründung der Schnelleinsatzgruppe 1987 nahmen sich zahlreiche andere Organisationen die neue Sander Einheit als Vorbild zur Nachahmung.

Seit 1999 unterstützt die DRK-Bereitschaft Sande nach Feierabend sowie an den Wochenenden zusätzlich den landkreiseigenen Rettungsdienst Friesland mit Personal, so dass ein weiterer Rettungswagen den Bürgern in Friesland sowie dem Landkreis Wittmund und der Stadt Wilhelmshaven zur Verfügung steht. Der Einsatz der ehrenamtlichen Helfer ist essentiell für einen funktionierenden Rettungsdienst, da eine Vielzahl an Kräften je nach Lage unterstützend tätig werden können.

In den späten 90er Jahren und den frühen 2000er Jahren waren die Bereitschaftsmitglieder bei verschiedenen überörtlichen Katastropheneinsätzen tätig. So unterstützte man die Bevölkerung bei den Elbehochwassern und dem Oderhochwasser. Der jüngste Einsatz war dann im Ahrtal im Jahre 2021, wo einige Helferinnen und Helfer der Bereitschaft tätig waren. Neben diesen überregional bekannten Einsätzen waren und sind die Helfer regelmäßig beim Altstadtfest Jever, dem Jever Fun Lauf in Schortens und bei diversen Einsätzen beim Landesverband Oldenburg unterstützend tätig. Regional ist die Bereitschaft bei Veranstaltungen des Schloss Gödens und in der Eishalle Sande tätig; abgerundet werden die Einsätze bei diversen regionalen Sportveranstaltungen. Überdies werden in Sande seit 1973 zusammen mit dem DRK-Blutspendedienst NSTOB Blutspendetermine durchgeführt, die von den Sander Rotkreuz Helfern tatkräftig unterstützt werden.

In den Jahren 2015 und 2016 waren die Bereitschaftsmitglieder in der Versorgung der Flüchtlinge tätig, die in Notunterkünften des Landkreises Friesland untergebracht waren. Die kurze Ruhepause zum nächsten großen Einsatz sollte dann der Ausbildung und Nachwuchsgewinnung dienen. Zudem wurde im Jahr 2018 das 50jährige Bestehen der Bereitschaft gefeiert, mit Grußworten des Bürgermeisters der Gemeinde Sande, dem 2. Vorsitzenden des Vorstandes des Kreisverbandes und des neuen Geschäftsführers des Kreisverbandes.

Corona sollte dann ab dem Frühjahr 2020 bis ins Jahr 2022 hinein eine Vielzahl an Einsatzstunden fordern. Zunächst waren es die Einsätze im Screeningzelt des Sanderbuscher Krankenhauses, im Herbst 2020 kamen dann die ersten Abstriche im Auftrage des Gesundheitsamtes hinzu. Als dann 2021 das Impfzentrum in Roffhausen seinen Betrieb aufnahm, waren die Bereitschaftsmitglieder ebenfalls mit viel Engagement vor Ort. Gleichzeitig wurden noch Testungen auf Corona vorgenommen, auch hier war die Bereitschaft Sande maßgeblich beteiligt.  Im Jahre 2022 bereitete sich die Bereitschaft auf die Unterstützung in einer Flüchtlingsunterkunft in Sande vor, hier sollten auf Zuweisung des Landes Niedersachsen ukrainische Flüchtlinge aufgenommen werden. Zudem half man in der Flüchtlingsunterkunft in Varel aus, bis ein externer Betreiber gefunden werden konnte. 

In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurde die Bereitschaft Sande in den Katastrophenschutzplan des Landkreises Friesland aufgenommen, ebenfalls ist die Bereitschaft in den MANV-Plan (Massenanfall von Verletzten) integriert: für letzteres ist das damals beschaffte Einsatzleitfahrzeug notwendig, damit der leitende Notarzt des Rettungsdienstes und der vor Ort zuständige Organisationsleiter (OrgL) die Einsatzkräfte und den Transport der Patienten organisieren können. Die Bereitschaftsmitglieder stellen zusammen mit den anderen Bereitschaften innerhalb des Landkreises den Hintergrundrettungsdienst und können dann jederzeit von der Leitstelle alarmiert werden. 

Damit die Bereitschaft Sande diesen Einsatzaufträgen gerecht werden kann, wurde der Fahrzeugpark deutlich erweitert. Ein Notfallkrankenwagen und ein vor drei Jahren beschaffter weiterer Mannschaftstransportwagen ergänzten den Fuhrpark. Ebenfalls wurde der Bereitschaft Sande ein Gerätewagen „Sanität“ als Bundesfahrzeug zugewiesen. Nahezu alle Fahrzeuge sind zwar vom Land Niedersachsen gefördert, allerdings musste die Bereitschaft mit der Unterstützung des Kreisverbandes erhebliche Eigenmittel aufbringen, damit die Finanzierung gestemmt werden konnte.

Stand Ende 2022

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