Jeverland - Menschen werden zumeist unvorbereitet durch plötzlich eintretende Not- und Unglücksfälle aus dem Alltag ihres Lebens herausgerissen: Ein Mensch verstirbt bei einem Unfall, die Polizei muss die Todesnachricht der Familie überbringen. Bei Unglücken oder Katastrophen wie zum Beispiel der Jahrhundertflut im Ahrtal sind neben den Einsatzkräften stets auch geschulte Mitarbeitende des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) vor Ort. Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) heißt das Hilfsangebot, damit die Betroffenen die Ereignisse besser verarbeiten können und wieder neuen Mut schöpfen.
Eine PSNV-Staffel des DRK ist auch im Landkreis Friesland im Einsatz, bei Alarmierung als Katastrophenschutzeinheit sogar im gesamten Bundesgebiet. Das zehnköpfige Team um Dieter Becker hat ab sofort ein neues Fahrzeug für diese ganz speziellen Einsätze zur Verfügung; anwesend waren bei der Übergabe auch Vertreter des Landkreises, von befreundeten Organisationen wie der Polizei, der Feuerwehr, der Notfallseelsorge und der DLRG sowie der Sponsoren. „Es ist wichtig, Betroffenen einen geschützten Raum zu bieten“, so Carl-Martin Köhler, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes, und Christoph Gerken, Beauftragter der Hilfsorganisation für den Katastrophenschutz. „Wir sind bei außergewöhnlichen Ereignissen mit der Notfallseelsorge vor Ort und versuchen, die Betroffenen schnell vom Unglücksort ein paar Meter wegzubringen – das geht jetzt mit dem Fahrzeug deutlich besser. Es bietet gegenüberliegende Sitzbänke und getönte Scheiben“, so Dieter Becker: „Dieser geschützte Raum ist sehr wichtig, damit sich die schrecklichen Bilder des Unglücks bei den Betroffenen nicht so tief einbrennen.“
DRK-Kreisvorsitzende Heide Bastrop hatte alle Anwesenden bei der kleinen Feierstunde begrüßt und die Bedeutung der psychosozialen Notfallversorgung hervorgehoben. Die Maßnahmen der psychosozialen Notfallversorgung zielen dabei darauf ab, kritische Lebensereignisse und die damit einhergehenden Belastungen für Betroffene (Angehörige, Hinterbliebene, Vermissende, Unfallzeugen von Notfällen) einerseits und für Einsatzkräfte andererseits zu bewältigen.
Der DRK-Kreisverband gab 2018 grünes Licht, eine PSNV-Fachgruppe zu gründen, sagte Dieter Becker, Leiter der Staffel, bei der Fahrzeugübergabe. Noch im selben Jahr hat der Landkreis die Staffel bei der Niedersächsischen Landesbehörde für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe angemeldet. Von der Bestellung an und den erforderlichen Umbauten habe es rund zwei Jahre gedauert. „Aber jetzt ist der Traum wahrgeworden“, so Dieter Becker.
Das Fahrzeug kann aber nicht nur für Einsätze bei außergewöhnlichen Ereignissen genutzt werden; es steht auch für andere Aufgabenbereiche (zum Beispiel Blutspenden) zur Verfügung.